Mind The Gap ist ein typografischer Lösungsansatz um die verschiedenen Möglichkeiten des Genderns in der deutschen Sprache zu vereinheitlichen bzw. zu vereinfachen. Als Beispiel: Das Wort „Student“ ist in der deutschen Sprache nie geschlechtslos. Es wird zwischen der männlichen Form „der Student“ und der weiblichen Form „die Studentin“ unterschieden. Daraus haben sich geschlechtsneutrale Formen wie „StudentIn“, „Student*in“, „Student_in“, „Student:in“ und „Student.in“ entwickelt. Viele der Lösungen stören teilweise das Schriftbild, weil sie Flecken oder Löcher verursachen, so oft die Kritik. Das Binnen-I hat zudem das Problem das es nicht-binäre Menschen exkludiert.
Ich habe mir dazu Anfang 2019 im Rahmen meines Studiums an der Universität für angewandte Kunst (Grafik- & Werbung) die Frage gestellt: Warum wir als Designer*innen/Typograf*innen nicht darauf reagieren? Die Sprache entwickelt sich ständig weiter. Unser Schriftsystem scheint allerdings stillzustehen. Aber tut es das wirklich? Eigentlich nicht. Wenn man sich als Beispiel das @-Zeichen ansieht oder Emojis, die im weiteren Sinne auch Schriftzeichen sind.
Daraus enstand die Idee ein eigenes Zeichen zu entwerfen, dass alle oben genannten Ansätze im Text automatisch ersetzen soll. Durch Experimentieren und Umfragen blieb schlussendlich ein Symbol am Ende übrig. Mit der Expertise von Lisa Schultz und Ingmar Thies wurde es verfeinert und so in die Schrift integriert. So sollte es auch automatisch zum Einsatz kommen.
Ausstellung Gender Equality
Im Oktober 2019 wurde das Konzept dann anhand eines Plakates im Rahmen der Austellung „Gender Equality“ vorgestellt.
»Die Ausstellung „Gender Equality, Hangzhou – Tokio – Wien“ resultiert aus Sven Ingmar Thies’ Unterricht„ Plakate gestalten“ und dem von ihm initiierten Kooperationsprojekt der China Academy of Art Hangzhou, der TAMA Art University Tokyo und der Klasse für Ideen. In diesem sind mehr als 100 Plakate entstanden.«
Quelle: http://www.klassefuerideen.at/Gender-Equality.2139.0.html Stand: 20.4.2021 15:55 Uhr
Archivo + Mind The Gap
Dies ist die erste Schriftfamilie, die in jedem Schriftschnitt den neuen Buchstaben besitzt. Ich habe sie ausgewählt, weil es eine sehr robuste Schrift für Print und Screen ist und auf einem Open-Source-Projekt der Schriftgießerei Omnibus-Type und dem Schriftgestalter Héctor Gatti basiert. Dadurch kann sie jeder verwenden oder verändern.
Anbei sieht man wie das konzipierte Zeichen das gendern beim Schreiben und beim Lesen vereinfachen soll. Gleichzeitig sieht man darunter einen Mengentext, bei welchem man erkennt, wie es angenehmes Schriftbild schafft.
Download
Dieser Download ist ein Paket mit einer experimentellen Ligatur für die deutsche Sprache. Um die Schrift benützen zu können muss man diese lediglich installieren oder auf seiner persönlichen Website einpflegen.
Installation auf Windows/Mac
- Entpacken der Zip »Archivo MTG.zip«
- Navigiere in »/Archivo MTG/otf/«
- Doppelklick auf eine Datei um den Schriftschnitt zu installieren
Einbindung als WebFont
Danksagung
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei folgenden Personen bedanken.
Lisa Schultz – Typografin & Glyphs Expertin
Ingmar Thies – Tipps für die Gestaltung
Michael Niedermair – Fotos der Ausstellung
Mitwirken
Ich habe auch auf GitHub, einen Codeverwaltungssystem, einen Fork eingerichtet, falls jemand mithelfen möchte die Schrift zu verbessern oder einfach sehen möchte wie das Prinzip funktioniert.
https://github.com/HYPHE-GIT/Archivo-MTG
Schreib mir
Falls du Fragen, Vorschläge oder Ähnliches hast schreib mir gerne per Mail an franz(at)hyphe(dot)at oder Social-Media.